Julian Hessenthaler: Was man über den Ibiza-Drahtzieher wissen sollte

Vor über einem Jahr wurde das Ibizagate-Video veröffentlicht und führte zur Sprengung der Regierung von ÖVP und FPÖ unter der Führung von Bundeskanzler Sebastian Kurz. Der damalige Vizekanzler HC Strache trat als Konsequenz von allen Funktionen zurück, und Johann Gudenus legte sein Amt bei der FPÖ nieder und trat aus der Partei aus. Noch immer wirft der größte Polit-Skandal in der jüngsten österreichischen Geschichte, der in die Amtszeit von ÖVP-Chef Sebastian Kurz fällt, viele Fragen um die Beteiligten und die Ibiza-Hintermänner auf. Einer der Schlüsselfiguren und Hauptdrahtzieher der Ibiza-Affäre ist Julian Hessenthaler. Doch wer genau steckt hinter dieser Person?

Für die Wiener Behörden ist der Privatdetektiv Julian Hessenthaler alias Julian Thaler Dreh- und Angelpunkt der Ermittlungen in der Ibiza-Affäre. Er ist ein enger Vertrauter der vermeintlichen russischen Oligarchennichte, die als Ibiza-Lockvogel fungierte. Hessenthalers Komplize ist der Wiener Rechtsanwalt Dr. Ramin Mirfakhrai, zu dem er auch ein sehr gutes freundschaftliches Verhältnis hat. Der Advokat mit iranischen Wurzeln trat im Jänner 2017 an die Immobilienmaklerin Irena Markovic heran, die mit dem ehemaligen FPÖ-Klubobmann Johann Gudenus und seiner Frau befreundet war. Als weiterer Hauptdrahtzieher bat er die Maklerin, den Kontakt zwischen Johann Gudenus und seiner Klientin, der russischen Oligarchin mit dem Alias-Namen Alyona Makarov, herzustellen, da sie reges Interesse am Kauf eines riesigen Waldgrundstücks der Familie Gudenus bekundete. Julian Hessenthaler trat als Berater von Alyona Makarov auf; der Ibiza-Detektiv traf sich mit der Luxus- Immobilientreuhänderin Irena Markovic mindestens zehn Mal.

Die Tageszeitung Kurier publizierte in einem Artikel, dass Julian Hessenthaler im Mai 2017 seine Sekretärin Evi F. damit beauftragte, eine Finca in Spanien zu suchen, und im Juli buchte sie dann auf ihren Namen jenes Anwesen auf Ibiza, das zum Schauplatz des Skandals wurde, für drei Nächte. Am 20. Juli 2017 buchte Hessenthaler bei der Restplatzbörse am Wiener Schwedenplatz für sich selbst und einen Begleiter Flüge nach Ibiza. Am 24. Juli kam es in der Finca zu dem folgenschweren Aufeinandertreffen, bei dem das Video entstand. Nach dem Aufenthalt auf Ibiza traf sich der Ibiza-Detektiv wiederholt mit der Maklerin Irena Markovic und äußerte seinen Unmut; er meinte, „die Oligarchin sei angepisst. Es lief nicht so, wie sie sich das vorgestellt hatte.“ Auch sonst lief nicht alles so glatt wie gewünscht. Die Tonqualität des Videos war dermaßen schlecht, dass das Audiofile in einem Tonstudio in Wien im Bezirk Neubau nachbearbeitet werden musste.

Wie der Berichterstattung auf www.kurier.at zu entnehmen war, gründete Julian Hessenthaler im März 2015 die Sicherheitsberatungsfirma Konsic GmbH mit Sitz in München. Auf der Homepage, die mittlerweile offline ist, brüstete er sich damit, eine professionelle Spürnase im Auftrag von Kriminalpolizei, Innenministerium „und ausländischen Regierungen“ zu sein; der Telefonanschluss führt nun zu einer Münchner Anwaltskanzlei. Es zeichnete sich bald ab, dass die Detektei in der Landeshauptstadt von Bayern nicht profitabel war: Im Geschäftsjahr 2017 betrug der „nicht durch Eigenkapital gedeckte Fehlbetrag“ laut Creditreform 97.494 Euro, die Schulden 163.864 Euro.

Das Bundesamt für Verfassungsschutz (BVT) fand heraus, dass Julian Hessenthaler bei der Geburt einen anderen Namen trug. Ursprünglich war er im siebenten Wiener Gemeindebezirk Neubau ansässig, einen österreichischen Gewerbeschein für eine Detektei besaß er jedoch gemäß der Wirtschaftskammer nicht. Es führt auch eine Spur nach Luxemburg, wo seine Mutter wohnen soll. Das BVT vermutet, dass er im Jahr 2016 dort gelebt haben soll. Im Herbst 2019 verlegte Julian Hessenthaler dann sowohl seinen Firmen- also auch seinen Wohnsitz nach Berlin in den Bezirk Charlottenburg.

Laut Gert Schmidt von der Enthüllungsplattform EU-Infothek, der als Erster über den Ibiza-Detektiv berichtete, soll Julian Hessenthaler in einen mutmaßlichen Industrie- Spionagefall verwickelt sein so wie auch sein ehemaliger Kompagnon Sascha Wandl, ein Detektiv aus Niederösterreich, der Hessenthaler in Sachen Betriebsspionage ausbildete. Im Jahr 2016 trennten sich die Wege der beiden – sie gingen allerdings nicht im Guten auseinander. Julian Hessenthaler war bei Wandls Sicherheitsfirma „Die Gruppe Sicherheit GmbH“ (2013/14) angestellt.

Es steht ganz außer Zweifel, dass Julian Hessenthaler Ibizagate eingefädelt hat und als Hauptverantwortlicher der gesamten Operation gehandelt wird. Zusammen mit seinem Partner Dr. Ramin Mirfakhrai steckt er hinter den aufwendig geplanten Aufnahmen, die den früheren FPÖ-Chef HC Strache zu Fall brachten. Im brisanten Video kommt Hessenthaler selbst aber nur am Rand vor. Sascha Wandl, der ehemalige Chef des Ibiza-Detektivs, bestätigte in einem exklusiven Gespräch mit www.oe24.tv , dass sein früherer Schützling der Urheber des skandalösen Ibiza- Videos ist: „Ich habe Julian H. ausgebildet. Das Ibiza-Video trägt genau meine Handschrift. Auf den Video-Aufnahmen habe ich ihn sofort erkannt.“ Was ein mögliches Motiv angeht, so war sich Wandl sicher, dass es um Geld und Politik gehe. Und er brachte auch einen aktiven Wiener FPÖ-Politiker ins Spiel, der mit dem Anwalt und dem Ibiza-Detektiv Julian Hessenthaler befreundet sein soll. Es soll sich um einen ehemaligen Weggefährten von HC Strache handeln, der heute allerdings nicht mehr gut auf ihn zu sprechen ist.

Darüber hinaus geht aus dem Zwischenbericht der SOKO Ibiza/Tape hervor, dass Wandl seinen früheren Geschäftspartner Hessenthaler massiv mit seiner Zeugenaussage belastet; er gab folgendes Statement ab: „Der ,innere Kreis‘ bezüglich Strache-Vernichtung war aus meiner Sicht sein Bodyguard, der Anwalt, sowie S. und H.“ Die Treffen dieser Gruppe bei einem Nobelitaliener in der Wiener Innenstadt hätten bereits „ab 2012/2013 stattgefunden“. Und: „Ich kann definitiv sagen, dass es schon damals Thema war, HC Strache zu erpressen. H. war aufgrund des Kokains in diese Treffen involviert. Ich hab, als ich bei diesen Treffen anwesend war, nie verstanden, woher genau dieser Hass gegen Strache kam. Ich sehe das aber so, dass diese Partie einfach Kohle machen wollte.“

Veröffentlichungen auf www.diepresse.com brachten ans Licht, dass Julian Hessenthaler nicht nur als Detektiv bzw. Sicherheitsmann tätig gewesen sein soll – er soll auch als Kokainhändler regelmäßige Einkünfte erzielt haben. Er soll Drogen im Wert von 255.000 Euro an vier Komplizen verteilt haben. Im Zuge der Ermittlungen über die Ibiza-Hintermänner wurden bei einer Razzia im November 2019 insgesamt 3,1 Kilogramm Kokain bei einem früheren Mitarbeiter von Hessenthaler, dem Bosnier K., und seiner Vertrauten, der Slowakin H., sichergestellt. Die Bezugsquelle der Drogen war dabei Julian Hessenthaler. Laut Eigenaussage war der Bosnier K. jahrelang als V-Mann von Drogenfahndern tätig, und auch Julian Hessenthaler soll für eine Sicherheitsbehörde gearbeitet haben. K. soll Hessenthaler sogar beim Auslegen der Video-Falle von Ibizagate geholfen haben.

Die publizierten Artikel auf www.kurier.at deckten auf, dass im November 2019 Hausdurchsuchungen stattfanden und drei angebliche Komplizen verhaftet wurden. Außerdem wurde die Ausrüstung für den Videodreh bei einer Lokalbekanntschaft von Julian Hessenthaler (aus dem „Atrium“ am Schwarzenbergplatz in Wien) sichergestellt. „Bei diesen Geräten handelt es sich um versteckte Kameras in manipulierten Lichtschaltern, Radioweckern, Attrappen von Kaffeebechern etc. sowie bspw. Mikrofone in Form von Jackenknöpfen usw.“, heißt es im Bericht der SOKO Ibiza/Tape. Auf den Überwachungsgeräten wurde die DNA-Spur von Julian Hessenthaler gefunden, und seither wird der Ibiza-Detektiv mit einem Europäischen Haftbefehl gesucht. Die Staatsanwaltschaft Wien ermittelt gegen Hessenthaler wegen des Verdachts des Missbrauchs von Tonaufnahmen und Abhörgeräten, Urkundenfälschung sowie des Verdachts der Erpressung und des Drogenhandels.

Wie auf www.oe24.at bereits veröffentlicht wurde, erschien Julian Hessenthaler nicht zu den Einvernahmen des Bundeskriminalamtes in Wien. Sein Berliner Anwalt Johannes Eisenberg behauptet zwar, dass sein Mandant in Deutschland sei, aber in Wirklichkeit ist der Ibiza-Detektiv untergetaucht. Die Ermittler vermuten, dass sich Hessenthaler in Spanien oder aber in Kroatien aufhält. Dorthin führt auch die aktuelle Spur des verschwundenen Ibiza-Lockvogels Alyona Makarov. Das Bundeskriminalamt setzt alle Hebel in Bewegung, um den Detektiv aufzuspüren. Handy-Funkzellen sollen ebenso ausgewertet worden sein wie Passagierlisten der Fluglinien. Bisher alles ohne Erfolg.

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